Warum im Wald?

Zwei Artikel die zeigen, was den Aufenthalt im Wald so gesund macht -

natürlich abgesehen vom Training! ;))


Ein Bericht von:

Von Fanny Jiménez, Helen Schiek | Veröffentlicht am 19.04.2016

© WeltN24 GmbH 2016.

 

Heilsame Natur - Nur fünf Minuten im Wald stärken Ihr Selbstbewusstsein

 

Die Deutschen lieben ihre Bäume. Und das tut ihnen gut. Schon ein kurzer Aufenthalt in der Natur senkt den Stress, hebt das Selbstbewusstsein und stärkt sogar messbar das Immunsystem.

Der leise, dunkle Wald: Er verspricht Ruhe, Genesung, inneren Frieden. Und er bietet all das tatsächlich auch, wie wissenschaftliche Untersuchungen zeigen konnten. Der Wald lindert Stress, stärkt das Immunsystem und hebt das Selbstwertgefühl – und zwar schon innerhalb kürzester Zeit.

 

Fünf Minuten reichen schon, um aufzutanken

Dass der Wald Renate Cervinka in stressigen Zeiten guttut, fühlt sie nicht nur, sie weiß es auch aus ihren eigenen Untersuchungen. Zusammen mit Kollegen hat die Umweltpsychologin von der Universität Wien herausgefunden, dass der Wald die physische ebenso wie die psychische Gesundheit von Menschen stärkt: Wenn man im Wald spazieren geht, schlägt das Herz messbar ruhiger, der Blutdruck sinkt, die Muskeln entspannen sich.

 

Gleichzeitig werden Angespanntheit, Stress und Erschöpfung verscheucht, und positive Gefühle erscheinen größer und wichtiger als jene, die einen eher zermürben. Dafür muss man nicht unbedingt eine ganze Stunde durch den Wald wandern. Denn der Entspannungseffekt kommt ziemlich schnell, wie Forscher um Jo Barton von der University of Essex in einer Analyse herausgefunden haben.

Nur fünf Minuten beim Gärtnern, Spazierengehen oder Angeln braucht es, bis die Stimmung deutlich besser und das Selbstwertgefühl erhöht wird – am meisten bei jenen, die chronisch unter Stress stehen.

Und am stärksten ist der entspannende Effekt, wenn die Zeit im Grünen in der Nähe von Wasser verbracht wird. So wie Renate Cervinka an ihrem Waldbächlein.

Stimmung und Selbstwertgefühl sind für Psychologen und Mediziner wichtige Indikatoren für die psychische und körperliche Gesundheit. Denn beides beeinflusst nicht nur das momentane Glücksempfinden, sondern auch die Fähigkeit, mit belastenden und stressigen Ereignissen umzugehen, die sogenannte Resilienz.

Zwar profitierten alle Teilnehmer von einem Kurzausflug in die Natur, der Effekt auf das Selbstwertgefühl aber war vor allem in der Gruppe der jüngeren Erwachsenen ausgeprägt, während der auf die Stimmung vor allem für jene im mittleren Erwachsenenalter stark war – also für jene, die unter der stärksten privaten und beruflichen Belastung standen.

 

Bäume in der Umgebung helfen bei Heilungsprozessen

Grüne Bäume stärken aber nicht nur die seelische Widerstandskraft, sondern auch die körperliche: Sie haben einen direkten Einfluss auf das Immunsystem. Schon im Jahr 1984 hatte der Gesundheitswissenschaftler Roger Ulrich in einer Studie beobachtet, dass bei Patienten, die nach einer Gallenblasenoperation einen Baum vor ihrem Krankenhausfenster stehen hatten, Wunden schneller heilten und sie früher nach Hause entlassen werden konnten.

Auch brauchten sie im Schnitt weniger Schmerzmittel als die Patienten, die keinen Baum vor dem Fenster hatten. In einer späteren Studie zeigte der Mediziner Qing Li nach einer Analyse von Gesundheitsdaten der gesamten japanischen Bevölkerung, dass in Waldgebieten deutlich weniger Menschen an einer Krebserkrankung sterben als in unbewaldeten Gebieten – und das, nachdem viele andere mögliche Einflussfaktoren auf das Sterberisiko herausgerechnet worden waren.

Der Umweltpsychologe Marc Berman von der University of Chicago veröffentlichte im vergangenen Jahr im renommierten Wissenschaftsjournal „Nature“ eine weitere interessante Untersuchung. Er glich die Baumdichte innerhalb Torontos mit den Gesundheitsdaten der Bewohner ab. Das Ergebnis: Je mehr Bäume in einer Wohngegend stehen, desto niedriger war das Risiko, Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu entwickeln, etwa Bluthochdruck oder Diabetes.

Zehn zusätzliche Bäume um den Block machten die Bewohner dort medizinisch gesehen sieben Jahre jünger. Forschern der „Nippon Medical School in Tokio“ ist es gelungen zu zeigen, woher dieser starke Effekt auf das Immunsystem kommt: Ein ganzer Tag in einem Waldgebiet führt ihnen zufolge dazu, dass die Anzahl der Killerzellen im Blut um 50 Prozent ansteigt – und gut eine Woche so bleibt.

 

In der Natur muss man nicht ständig Reize abwehren

Killerzellen sind Zellen des Immunsystems, die kranke oder infizierte Körperzellen erkennen und zerstören. Die Wissenschaftler sahen in Laborversuchen auch, dass die Killerzellen durch sogenannte Phytonzyden angeregt wurden: Substanzen, die Bäume bilden, um sich selbst vor Krankheitserregern zu schützen. Wer im Wald herumspaziert, profitiert also davon.

Warum psychologisch gesehen aber nicht nur der Wald, sondern jede natürliche Umgebung eine entspannende Wirkung hat, erklären die Psychologen Rachel und Stephen Kaplan mit der sogenannten „Attention Restoration Theory“. Sie glauben, dass die vielen Reize, denen Menschen vor allem in der Stadt ständig ausgesetzt sind – Sirenen, Baustellenfahrzeuge und ein lärmender Nachbar, zum großen Teil abgewehrt werden müssen, weil sie nicht wichtig für die eigene derzeitige Situation sind.

Diese unaufhörliche Reizabwehr ermüdet aber auf Dauer. In der Natur hingegen wird die Aufmerksamkeit ohne Anstrengung auf nur wenige Reize gelenkt. Wer gedankenverloren den dahinziehenden Wolken nachsieht oder singenden Vögeln lauscht, kuriert den Forschern zufolge die mentale Erschöpfung, die aus der ständigen Reizüberflutung im Alltag verursacht wird.

 

Von Fanny Jiménez, Helen Schiek | Veröffentlicht am 19.04.2016

© WeltN24 GmbH 2016.


Ein Betricht von:

Zentrum der Gesundheit, Letzte Änderung: 03.08.2016

 

Mein Arzt, der Wald

 

(Zentrum der Gesundheit) - Waldspaziergänge könnte es bald auf Rezept geben. Japanische Forscher entdeckten die positiven Wirkungen von Waldspaziergängen, so dass man jetzt in Fernost eifrig dabei ist, Wälder in Therapiezentren umzuwandeln.

 


 

Eintauchen ins Waldbad

In Japan nennt sich der neueste Therapie-Hit shinrin yoku oder forest bathing, zu Deutsch „Waldbaden“. Neueste Forschungen über die positiven Effekte von einem Spaziergang im Wald haben die Japaner davon überzeugt, dass Wälder Therapiezentren werden sollten. In sog. Outdoor-Kliniken kann man sich nach der üblichen Voruntersuchung zum „Baden“ in den Wald begeben. Damit ist natürlich kein Wasserbad gemeint, sondern das Eintauchen in die Umgebung "Wald".

 

Wälder gegen Krebs

Im Jahr 2004 wurden die wohltuenden Auswirkungen des Waldbadens in einem medizinischen Experiment nun auch wissenschaftlich konkretisiert und bewiesen. Gemeinschaftlich hatten die „japanische Behörde für Forstwirtschaft“, das „Forschungsinstitut für Wald und Waldprodukte“ und das „Zentrum für Medizin Nippon“ eine Studie in die Wege geleitet, mit der die physiologischen Effekte des Waldbadens näher erforscht werden sollten.

Dr. Qing Li, Assistenzprofessor am Institut für Hygiene und Öffentliche Gesundheit im „Zentrum für Medizin Nippon, fasste begeistert die Resultate dieser Untersuchung zusammen. Spazierengehen im Wald fördere sowohl die Entstehung von drei verschiedenen Anti-Krebs-Proteinen als auch die Bildung ungewöhnlich hoher Mengen natürlicher Killerzellen (NK-Zellen), die ebenfalls dafür bekannt sind, Krebszellen aufzuspüren und diese zu attackieren.

Dr. Li erklärte, dass Pflanzen bestimmte Stoffe – sog. Phytonzide – bildeten, mit deren Hilfe sie sich selbst vor Bakterien und Insekten schützten. Diese Phytonzide würden an die Luft abgegeben. Wenn nun Menschen in der Natur und insbesondere im Wald spazieren gingen und diese Phytonzide einatmeten, dann führte das zu einer deutlichen Vermehrung der NK-Zellen im Körper.

Dr. Li beobachtete zwölf Männer im Alter von 37 bis 55 Jahren, die unter einer starken Stresssituation litten und zum Spazierengehen in den Wald geschickt wurden. Bereits am ersten Tag hatte sich die Aktivität ihrer NK-Zellen um 26,5 Prozent erhöht, am zweiten Tag schon um sagenhafte 52,6 Prozent.

 

Wälder senken Blutdruck und Puls

In einer weiteren Studie mit 280 Teilnehmern schickte man die Hälfte für einige Stunden in den Wald und die andere Hälfte in die Stadt. Anschließend wurden beide Gruppen untersucht und was stellte man fest? Die Waldmenschen erfreuten sich im Gegensatz zu den Stadtmenschen eines auffallend niedrigen Blutdruckes, eines niedrigen Stresshormonspiegels und eines niedrigen Pulses.

 

Der bloße Anblick eines Waldes beruhigt und reduziert Stresshormone

Im Wald begegnet man natürlich nicht nur den Phytonziden, die ja eher unbewusst aufgenommen werden. Sobald man den Wald betritt und in das satte Grün der Bäume und Wiesen eintaucht, duftet es nach Blumen, Kräutern und dem feuchten Waldboden. Das Laub raschelt unter den Füßen, Vögel singen, Bäche plätschern, Flüsse rauschen und die Sonne schickt einzelne Strahlen durch das dichte Blätterwerk. Allein das Licht-und-Schattenspiel der Sonne auf den Blättern habe eine ungemein beruhigende Wirkung, so Yoshifumi Miyazaki, der Direktor des Zentrums für Umwelt, Gesundheit und Agrarwissenschaft von der Universität Chiba.

Als Japans führender Wissenschaftler im Bereich der Waldmedizin fand Miyazaki heraus, dass der Stresshormonpegel bei Menschen, die einen Wald nur anschauten, bereits um 13,4 Prozent niedriger war als zuvor. „Wir wurden so geschaffen, dass wir in eine natürliche Umgebung passen“, fasste Miyazaki seine Erkenntnisse zusammen. „Wenn wir uns inmitten der Natur aufhalten, werden unsere Körper wieder zu dem, was sie einmal waren.“

 

Autor: Zentrum der Gesundheit, Letzte Änderung: 03.08.2016